Nicole Heinrich brachte ihr Theaterstück ‚Monika Haeger - inside stasi' eine Woche vor Weihnachten an zwei aufeinanderfolgen Tagen in Berlin zur Aufführung in Berlin. Es war eine Einladung, nicht nur die glitzernden Lichter der Stadt, sondern auch die Schatten der Vergangenheit zu betrachten und deren Einfluss auf die Gegenwart zu verstehen.
Der Theatersaal der Gedenkbibliothek im Nikolaiviertel war am 17. und 18. Dezember 2025 gut besucht.
Die Berliner Aufführungen dieses Stückes sind immer etwas Besonderes: neben Opfern, die in dem Stück auch eine Stimme bekommen, wie z.B. eine Insassin des Gefängnisses Hoheneck, waren Zeitzeugen anwesend, die entweder auch von Stasi-Unrecht betroffen waren oder Monika Haeger persönlich kannten. Auch die Täterseite war anwesend, ein ehemaliges Mitglied der Stasi oder auch vereinzelte, die die DDR erhalten hätten.
Ein wesentlicher Aspekt der Inszenierungen war die Multiperspektivität, die sich durch die Einbindung von Biografien der Opfer, z.B. jener Frauen, die im Gefängnis Hoheneck inhaftiert waren, zeigte. Ihre Geschichten sind unmittelbar greifbar und trugen zur Emotionalität der Aufführung bei. Zuschauer wurden nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken angeregt über das Leid, welches u.a. durch Haegers Verrat entstanden ist.
Wichtig war auch der gegenseitige Austausch nach den Aufführungen.
Das Publikum war begeistert von der Authentizität des Textes und der Darstellung der Schauspielerin Bea Ehlers-Kerbekian, die es sehr überzeugend verstand, das komplexe Innenleben der Protagonistin Monika Haeger zu verkörpern.
Zeitzeugen waren begeistert von der Intensität, mit der die Geschichte erzählt wurde. Der Text bricht mit vorgefassten Meinungen und Klischees, da er offen den Stolz und die Überzeugung der Stasi-Mitarbeiterin Haeger für das sozialistische System thematisiert. Auch wird direkt und offen ausgesprochen, was sie anderen angetan hat. Diese ungeschönte Auseinandersetzung mit der „Banalität des Bösen“ ermöglicht den Zuschauern einen tieferen Einblick in die psychologischen Mechanismen der Täterschaft.
Neben Zeitzeugen waren auch junge Menschen anwesend, Schüler und Studenten, die die DDR/Stasi nur aus Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern kennen und trotzdem Bezüge zur Gegenwart zogen: so wehren sich in Heinrichs Stück Frauen gegen das 1982 geplante Wehrdienstgesetz der DDR – und auch heute spielt in ihrem Leben ebenfalls ein neues "Wehrdienst-Modernisierungsgesetz" eine Rolle, das demnächst in Kraft treten soll.
Das Publikum erlebte eine tiefgehende und berührende Inszenierung, die nicht nur die düstere Epoche der DDR aufgreift, sondern auch Raum für eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart schaffte.
Gastbeitrag von Dr. Edda Schnabel
Fotos: © 2025 Nicole Heinrich